Monatsmagazin

IN MAGAZIN Winter 2022/2023

Liebe Leser*innen,

das nun zu Ende gehende Jahr war in vielerlei Hinsicht ein sehr herausforderndes Jahr: der Krieg in der Ukraine, Inflation und Energiekrise,
Hate-Speech und Rassismus, die sich verschärfenden Umweltprobleme
und nicht zuletzt die Folgen von Corona bzw. der Anti-Corona-Maßnahmen.

Wie sich dies alles in den nächsten Jahren auf unser Leben auswirken wird, darüber herrschen Verunsicherung und Angst. Die Zunkunft erscheint vielen als bedrohlich. Die Flucht in scheinbare Heilslehren und Verschwörungstheorien erscheint als – gleichwohl trügerischer und gefährlicher – Ausweg.

Auch wenn niemand die Zukunft vorhersehen kann; sie wird Veränderungen mit sich bringen – Veränderungen, die durch bereits bestehende soziale Schieflagen noch verschärft werden.

Bei der Überlegung, wie man mit den drohenden Verschlechterungen der Lebensumstände umgehen soll, was man diesen Bedrohungen entgegensetzen kann, stoßen wir immer wieder auf Haltungen und Prinzipien, die wir uns auch als Forum der Kulturen auf die Fahnen schreiben.

Es wird keine Patentrezepte geben, keine allgemeinverbindlichen heilsbringenden Lösungen. Es wird nie „die eine“ richtige Lösung geben, sondern stets eine Vielzahl von Möglichkeiten, wie ein Problem gemeinsam anzugehen ist. „Vielfalt“ und „Multiperspektivität“ sind hier wichtige Stichwörter, aber auch „Partizipation“.

Ohne die Einbeziehung wirklich aller jeweils Betroffenen landet jeglicher Lösungsversuch in der Sackgasse egoistischer Partikularinteressen. Bei der Suche nach Antworten sollten alle, die dies betrifft miteinbezogen werden. Aber auch die „Lösung“ sollte allen zugutekommen. Dabei sind natürlich vorhandene Ungleichheiten zu berücksichtigen: denn wenn alle dasselbe kriegen, bekommen diejenigen, die eh schon mehr haben, faktisch noch mehr.

Partizpation ist zur Bewältigung von Krisen aller Art ein wichtiger Schlüssel. Über die Köpfe der Betroffenen hinweg diesen etwas „Gu tes“ tun zu wollen,war schon immer ein paternalistischer Fehlgriff, der meist nur kurz greift und langfristig eher Schäden anrichtet. Dies gilt für „gut gemeinte“Hilfsprojekte, die aber völlig an den Bedürfnissen der „Empfänger“ vorbei gehen, ebenso wie für Regierungsbeschlüsse, die vorgeben zu wissen, was „den Bürgern im Lande“ tatsächlich fehlt.

Partizipation setzt Augenhöhe voraus, die Schaffung gleicher Ausgangsbedingungen (auch keine
Selbstverständlichkeit). Und: Partizipation verträgt sich nicht mit Ausgrenzung und Diskriminierung.
Nur wenn jede*r eine faire Möglichkeit zur Teilhabe hat, können gemeinsam Antworten gefunden werden. Voraussetzung einer jeglichen Beteiligung jedoch ist Informiertheit: keine Fake News, sondern gut recherchierte, umfassende Informationen, aus dem Blickwinkel der Betroffenen, stets aber auch gesamtgesellschaftliche Folgen betrachtend.

Nicht zuletzt deshalb liegt uns auch dieses Magazin so am Herzen, als Informationsquelle und Beitrag zu einem gemeinschaftlichen Diskurs, der helfen soll, Antworten auf die Unwägbarkeiten der nächsten Jahre zu finden.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen ein gutes neues Jahr und eine anregende Lektüre dieses Magazins.

Ihr Sami Aras
Vorsitzender des Forums der Kulturen Stuttgart e. V.

(Ältere Ausgaben des Monatsmagazins stehen Ihnen hier zum Download zur Verfügung.)