Monatsmagazin

Aktuelle Ausgabe Sommer 2024

Das Bild zeigt das Cover der Sommerausgabe des IN MAGAZINs 2024. Das Cover zeigt den kongolesischen Sänger und Gitarristen Chris Bakalanga.

Liebe Leser*innen,

Auch wenn sich derzeit (fast) alles nur um den Fußball dreht, steht doch das interkulturelle Event des Jahres vor der Tür: das Sommerfestival der Kulturen – in dieser Ausgabe unseres Magazins mit einer dicken Sonderbeilage vertreten.

Es wird auch dieses Jahr wieder ein Festival sein, das begeistert und verbindet, das Menschen zusammenbringt, über die Grenzen von Ländern und Kulturen hinweg, ein sechstägiges, und buntes Fanal gegen Rassismus und Ausgrenzung.

Auch die Europameisterschaft will Zeichen setzen gegen Rassismus und verspricht – neben spannenden Spielen – Menschen zu verbinden, über Ländergrenzen hinweg. Doch solche Großveranstaltungen haben oft auch eine andere Seite, tragen in sich das Potenzial zur Spaltung und Trennung, können Hass und Gewalt hervorbringen.

Nahezu alle Nationalmannschaften sind bunt und hochdivers. Die unterschiedlichen Biographien und Hintergründe der Spieler scheinen unbedeutend geworden zu sein; es zählt nur die Leistung, nicht Herkunft oder Hautfarbe. Willkommen in der Realität unserer Einwanderungsgesellschaft! Und dennoch kommt es gerade in Fußballstadien immer wieder zu kollektiven Ausbrüchen von hasserfülltem Rassismus . Eine erschreckend hohe Zahl an Befragten gaben kürzlich bei einer Umfrage an, dass sie lieber ein „rein weißes“ Nationalteam hätten.

Eine EM ist auch ein „Spiel der Nationen“: Nationen kämpfen auf dem Sportfeld gegeneinander und eine Nation wird am Ende die „Beste“ sein, möglichst die „eigene“. Doch es ist nur ein Spiel – ein sehr schönes, wichtiges und begeisterndes. Im wirklichen Leben, jenseits solcher Sportevents, kann unser Planet, können wir alle nur überleben, wenn die Länder dieser Welt gemeinsam an der Lösung all unserer Probleme arbeiten – und nicht gegeneinander. Dort, wo Nationen sich bekämpfen – und sei es auch „nur“ wirtschaftlich oder ideologisch – hinterlassen sie verbrannte Erde. Überleben können wir aber nur, wenn nationale Interessen hinten an gestellt werden: Solidarität statt Egoismus.

Zusammenhalt ist auch für die einzelnen Länder wichtig,. Gerade heute, wo unsere Gesellschaft in so vielen Fragen zerrissen ist, ist ein neues Zusammenwachsen, wie ihn der Fußball sommermärchenhaft verspricht, etwas sehr Wertvolles. Doch was ist die Grundlage dieses so sehr beklatschten neugewonnenen nationalen Zusammenhalts? Eine bunt gemischte, vielfältige, offene und solidarische Gesellschaft oder eine selbstgefällige, homogen weiße, in sich geschlossene Ellbogen-Gesellschaft? Die Frage muss erlaubt sein, für welches Deutschland hier gejubelt wird, für ein offenes oder für ein geschlossenes Land, für eine diverse oder für eine homogen weiße Gesellschaft?

Beim Sommerfestival der Kulturen steht explizit die offene und diverse Gesellschaft im Fokus. Hier wird Vielfalt gefeiert und ein klares Zeichen gesetzt gegen Ausgrenzung und Rassismus. Hier finden Begegnungen statt zwischen Menschen unterschiedlichster Herkunft, unterschiedlichster Weltsichten und Denkweisen, Begegnungen, die (hoffentlich) friedlich verlaufen und einen Zusammenhalt in Vielfalt befördern.

Nach einem hoffentlich friedlich und tatsächlich „märchenhaft“ verlaufenden Fußballsommer folgt das Sommerfestival der Kulturen und wird – genauso wie die vielen andere tollen Kulturevents, die nur darauf gewartet haben, wieder im Zentrum des Stadtlebens zu stehen – die Menschen begeistern und zusammenbringen, so wie zuvor hoffentlich der „König Fußball“.

Genießen Sie beides!

Ihr Rolf Graser
Geschäftsführer des Forums der Kulturen Stuttgart e. V.

(Ältere Ausgaben des Monatsmagazins stehen hier zum Download zur Verfügung.)