Monatsmagazin

Aktuelle Ausgabe April 2024

Liebe Leser*innen,

in den letzten Monaten hat sich viel getan: rasch nach Bekanntwerden der „Remigrations“- Fantasien von AfD und anderen rechtsextremen Politiker*innen kam es bundesweit zu Großdemonstrationen gegen diese menschenverachtenden und migrationsfeindlichen Abschiebepläne.

Auch in Stuttgart hat dies viele Menschen wachgerüttelt. Zehntausende nahmen an diveresen, eindrucksvollen Kundgebungen „gegen rechts“ teil. Den Menschen wurde durch die Potsdamer Enthüllungen vor Augen geführt, wie menschenverachtend und gefährlich die Bestrebungen derjenigen sind, die das Rad der Geschichte zurückdrehen und Deutschland wieder völkisch-deutsch machen wollen.

Wir haben es hier mit einem rückwärtsgewandten, rassistischen und migrationsfeindlichen Denken zu tun. Bedroht sind dadurch nicht nur unsere bunte, offene Gesellschaft, Demokratie und Menschlichkeit, sondern ganz konkret auch das Leben, die Würde und Unversehrtheit von Menschen, die in Deutschland Zuflucht und eine neue Heimat gefunden haben. Und selbst eine international ausgerichtete Wirtschaft wird unter einer Politik der Abschottung und der geschlossenen Grenzen leiden.

Normalerweise ist für das Forum der Kulturen als Dachverband (post-)migrantischer Vereine und Initiativen in Stuttgart parteipolitische Neutralität ein hohes Gut. Doch es gibt Grenzen und zwar dann, wenn eine Partei Menschen mit internationaler Geschichte nicht als gleichwertigen Teil unserer Gesellschaft betrachtet und selbst vor massenhaften Abschiebungen nicht Halt macht.

Dabei geht es längst nicht nur um die AfD. Es geht um ein Denken, das inzwischen auch in der „fragilen Mitte“ der Gesellschaft angekommen ist. Die aktuellen Enthüllungen sind nur die Spitze eines weitaus größeren Eisbergs, mit dem wir uns dringend beschäftigen müssen.

Denn es droht uns ein Zurück in eine national-bornierte Gesellschaft, die von Stereotypen und festgefügten Rollenund Geschlechterbildern geprägt ist. Hochgehalten wird ein patriarchalisches und rassistisch geprägtes Menschenbild, in dem „Andere“ weniger wert sind als die „Eigenen“. Wer dem folgt, hat den Weg des friedlichen Miteinanders verlassen. All dies steht im krassen Gegensatz zum hochdiversen, selbstbestimmten Menschen, der ein gleichwertiges Miteinander anstrebt und nicht in identitäre Schubladen passt – ein Menschenbild, dem wir uns verpflichtet fühlen.

Umso wichtiger ist, dass der Widerstand gegen Unmenschlichkeit und Rassismus nicht nachlässt. Für alle Menschen, die wegen ihrer Herkunft, Religion oder ihrem Aussehen längst Zielscheibe rassistischer An- und Übergriffe sind und sich auch schon lange hiergegen wehren, waren die Großkundgebungen der letzten Monate starke, lang ersehnte Zeichen der Solidarität. Der Protest darf nicht nachlassen.

Wir müssen uns vor allem auch weiterhin auseinandersetzen mit dem ideologischem Unterbau dieser menschenverachtenden Politik, mit entsprechenden Denkweisen und Weltsichten. Und wir müssen auch weiterhin auf Seiten der Menschen stehen, die unter diesen Angriffen besonders leiden: die hier lebenden Migrant*innen sowie deren Nachkommen.

Wir hoffen, dass auch dieses Magazin hierzu seinen Teil beitragen kann.

Sami Aras
Vorsitzender des Forums der Kulturen Stuttgart e. V.

(Ältere Ausgaben des Monatsmagazins stehen hier zum Download zur Verfügung.)